Dr. Benjamin W. Schulze (Projektleiter ViridisH2 Südniedersachsen, SüdniedersachsenStiftung, li.) und der Moderator der Veranstaltung, Dr. Tim Schneider (Geschäftsführung der SüdniedersachsenStiftung) während der Live-Übertragung. Foto: SüdniedersachsenStiftung

Südniedersachsen. Wie ist es um Grüne Wasserstoffmobilität in Südniedersachsen bestellt und wo könnte die Region im Jahr 2035 stehen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die 100 TeilnehmerInnen im zweiten Teil der 2. Südniedersachsenkonferenz am Donnerstag, 3. Dezember 2020.

Zunächst machte Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Umweltministerium, die Bedeutung von Wasserstoff für die Energiewende deutlich: Der Energieträger sei ein wesentlicher Baustein, um die gesetzten Klimaschutzziele zu erreichen. Mit Blick auf die Infrastruktur in den Bereichen Windenergie und Gas-Speicherung könne Niedersachsen hier eine bundesweite Vorreiterrolle einnehmen. Dafür brauche es aber neben der passenden Technik auch die Akzeptanz der Bevölkerung.

Akzeptanz in der Region schaffen

Den Weg dorthin skizzierte Dr. Benjamin W. Schulze. Er leitet bei der SüdniedersachsenStiftung das Projekt „ViridisH2 Südniedersachsen“, das eine dezentrale grüne Wasserstoff-Wertschöpfungskette für den Mobilitätssektor in der Region etablieren möchte. Das vom Bundesforschungsministerium geförderte WIR!-Bündnis besteht aus der SüdniedersachsenStiftung, der ELO-Mobility GmbH und der Smart Mobility Research Group der Universität Göttingen sowie zahlreichen Projektpartnern aus Südniedersachsen. „Unser Fokus liegt auf Mobilität, aber wir sind offen für weitere Nutzungsmöglichkeiten“, betonte Schulze. Für Akzeptanz soll unter anderem ein Blog sorgen, auf dem die Bündnispartner über Projektfortschritte, Neuigkeiten zur Wasserstoff-Mobilität und regionale Beteiligungsmöglichkeiten informieren.

Einen gehörigen Schritt weiter als Südniedersachsen ist das Rheinland. Carsten Krause stellte das Best Practice „HyCologne – Wasserstoffregion Rheinland e.V.“ vor. Die Mitglieder des Vereins haben in den vergangenen 15 Jahren fünf Wasserstoff-Tankstellen und mehr als 30 Wasserstoff-Busse in Betrieb genommen – Tendenz stark steigend. Als Vorteile der Brennstoffzellen-Busse hob Krause die Reichweite und die kurzen Tankzeiten hervor. Er machte jedoch auch deutlich, dass Anschaffung und Betrieb teurer seien als bei Diesel-Fahrzeugen. Umso wichtiger sei es, dass sich regionale Akteure aus dem Mobilitätssektor klar zum Ziel der Emissionsneutralität bekennen. Zudem stellte er die Bedeutung starker Netzwerke heraus.

Wirtschaftlichkeit muss gewährleistet sein

Ein solches ist im Harz bereits entstanden. Das Regionale H2-Cluster Harz/Goslar stellte Matthias Autenrieth vor. Der Verbund hat im April dieses Jahres eine unternehmensfinanzierte Machbarkeitsstudie für die regionale Erzeugung und Nutzung von Grünem Wasserstoff in Auftrag gegeben. Eine erste Auswertung zeige, dass beides technisch möglich sei. Der Haken sei die Wirtschaftlichkeit des Prozesses. Hier sieht der CEO der FEST Gruppe die Politik in der Pflicht, die gesetzlichen Steuerungsinstrumente und die Genehmigungsverfahren anzupassen.

Beim abschließenden Vision Talk tauschten sich Matthias Autenrieth (Regionales H2-Cluster Harz/Goslar), Doreen Fragel (Energieagentur Region Göttingen e.V), Dr. Lydia Eva-Maria Todenhöfer (ELO-Mobility GmbH) und Horst Weihrauch (Weihrauch Uhlendorff GmbH) über „Grüne Wasserstoffmobilität in Südniedersachsen 2035“ aus. Foto: SüdniedersachsenStiftung

Im abschließenden Vision Talk diskutierte Autenrieth mit Doreen Fragel (Energieagentur Region Göttingen e.V), Dr. Lydia Eva-Maria Todenhöfer (ELO-Mobility GmbH) und Horst Weihrauch (Weihrauch Uhlendorff GmbH) über „Grüne Wasserstoffmobilität in Südniedersachsen 2035“. Sie alle waren sich einig, dass die Technologie marktfähig sei und sich rapide weiterentwickele. Damit sich Grüner Wasserstoff als Energieträger der Zukunft – insbesondere im Mobilitätssektor – durchsetze, müsse jedoch die Wirtschaftlichkeit gewährleistet sein.

„Wenn wir das Thema in der Region voranbringen wollen, braucht es darüber hinaus jemanden, der die Aktivitäten bündelt und vorantreibt“, sagte Fragel. Sie sah die SüdniedersachsenStiftung in der Pflicht. Diesen Ball nahm Dr. Tim Schneider, Geschäftsführung der SüdniedersachsenStiftung und Moderator der Veranstaltung, auf: „ViridisH2 soll keine Eintagsfliege sein. Wir haben uns fest vorgenommen, gemeinsam mit unseren Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen eine langfristige Perspektive für die Grüne Wasserstoffwirtschaft in der Region zu schaffen.“