BLOG: Fachkräfte Südniedersachsen

#140 Jahresrückblick mal anders

veröffentlicht am 20.12.2024; Autor: Benjamin Schulze

Studienaussteiger-Veranstaltung 26.1.2022

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und es ist Zeit, Bilanz zu ziehen. 2024 war ein Jahr voller Herausforderungen, aber auch voller Fortschritte im Bereich Fachkräftegewinnung und -sicherung. Neue Projekte sind an den Start gegangen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Wir wollen uns die anhaltenden Entwicklungstrends am Arbeitsmarkt anschauen und zurückblicken, welche Themen in diesem Blog besonders von Bedeutung waren. Gleichzeitig wollen wir einen Jahresrückblick wagen, der weniger zurück und mehr nach vorne schaut.

Was waren die großen Themen des Jahres 2024?

Die Themen des Jahres 2024 waren wieder vielfältig. Neben den großen Langzeittrends (u.a. demografischer Wandel, Digitalisierung, Automatisierung, Transformation und Fachkräftemangel) lassen sich auch konjunkturbedingte Einflüsse auf den Arbeitsmarkt identifizieren. So sind beispielsweise in vielen Unternehmen Menschen freigesetzt worden, die den Arbeitsmarkt zumindest zeitweise sehr belebt haben. Der große Trend hin zum Arbeitnehmer:innenmarkt (größere Nachfrage als Angebot an Arbeitskräften, mehr dazu im #Glossar) war dadurch teilweise weniger spürbar. Im Gegenteil, Unternehmen haben so zeitweise wieder die große Qual der Auswahl aus guten Bewerbenden.

Bei unseren Blogbeiträgen gab es vier größere Themenfelder: Verbesserung der regionalen Willkommenskultur, Unterstützung zur Integration von internationalen Fachkräften, Herausforderungen begegnen durch Erwerb von Kompetenzen und Fragen rund um Gesundheit und Resilienz im Betrieb.

1. Mehr Willkommenskultur wagen

Die Diskussion um gezielte Einwanderung und den Fachkräftebedarf in Deutschland ist untrennbar mit dem Begriff „Willkommenskultur“ verbunden. Dieser Begriff hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und steht im Mittelpunkt der politischen und gesellschaftlichen Debatte über Migration und Integration. Doch was genau bedeutet Willkommenskultur, wie hat sich der Begriff entwickelt und welche Herausforderungen birgt er?

In unserem Beitrag #127 haben wir die verschiedenen Dimensionen einer Willkommenskultur und deren Bedeutung für die Gesellschaft beleuchtet. Klar ist dabei geworden, dass sich dahinter mehr als ein wohlklingender Begriff verbirgt. Willkommenskultur bildet das Fundament einer erfolgreichen Integrationspolitik und erfordert das Zusammenspiel von gesellschaftlicher Haltung, politischer Unterstützung und kultureller Verankerung. Nur durch die aktive Umsetzung und kontinuierliche Förderung dieser Kultur können langfristig erfolgreiche Migrations- und Integrationsprozesse in Deutschland gestaltet werden.

Wir haben uns gleich mehrfach mit dem neuen Projekt „Mehr Willkommenskultur wagen (MWW)“ (Start am 1. August 2024) beschäftigt. Was die Landespolitik in dieser Hinsicht erreichen möchte lesen Sie z.B. im Beitrag #117. Auch widmeten sich verschiedene Veranstaltungen der neuen Reihe „Südniedersachsen, wir müssen reden!“ (siehe #121) diesem Thema. Die Ergebnisse können Sie anhand der Veranstaltungsfolien jeder Zeit nachvollziehen, mehr dazu finden Sie hier.

2. Unterstützung zur Integration von internationalen Fachkräften

Im Jahresrückblick war auch 2024 die Gewinnung von internationalen Fachkräften wieder ein dominates Thema. Die Integration von ausländischen Arbeitskräften in südniedersächsische Betriebe ist entscheidend für den Erhalt der regionalen Wettbewerbsfähigkeit, bilanziert so z.B. die 25. Fachkräftekonferenz Südniedersachsen, die am 12. Juni 2024 in Göttingen organisiert vom Fachkräftebündnis Südniedersachsen und der Göttinger Geschäftsstelle der IHK Hannover statt gefunden hat. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag #116. Der Job-Turbo Südniedersachsen soll Geflüchtete intensiver betreuen und gezielter in den Arbeitsmarkt integrieren. Dieses Programm bietet auch Geflüchteten mit geringen Deutschkenntnissen eine reale Perspektive und stärkt die lokale Wirtschaft nachhaltig. Herzstück der Initiative ist ein mehrsprachiges Stellenportal für Migrantinnen und Migranten mit geringen Deutschkenntnissen. Es wurde vom Jobcenter Landkreis Northeim eingerichtet. Zur Stellensuche geht es hier.

Die Ergebnisse des Fachkräftemigrationsmonitors 2023 zeigen deutlich, dass die Erwerbsmigration eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung des Fachkräftemangels in Deutschland spielen kann und muss. Es ist daher entscheidend, dass Unternehmen die Chancen der internationalen Rekrutierung erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um von diesem Potenzial zu profitieren. Hier setzt auch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz an – mehr dazu u.a. in den Beiträgen #92 und #98. Es strebt eine Optimierung und bessere personelle Ausstattung der Migrationsverwaltung, die Vereinfachung von Verfahren und eine bessere Qualifizierung des Personals an. Es gilt zu hoffen, dass so die von Unternehmen wahrgenommenen Hürden verringert werden.

3. Herausforderungen begegnen durch Weiterbildung

Im Februar 2024 startet endlich der Weiterbildungsverbund Südniedersachsen (WBVS). Dieser richtet sich an Beschäftigte, Betriebe und (Weiter-)Bildungsanbietende in Südniedersachsen, mit dem Fokus auf Sozialpartner. Er gibt zwei Schwerpunkte: „Handwerk & Produktion“ (Schwerpunkt 1) sowie „Erziehung & Soziales“ (Schwerpunk 2).  Im Schwerpunkt 1 liegt der Fokus auf der Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen, im Schwerpunkt 2 liegt er auf der Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Männern. Ebenso werden Beschäftigte ohne berufsspezifische und mit geringerer Qualifizierung adressiert, damit sich diese zu dringend benötigten Fachkräften weiterentwickeln können. Weiterbildung ist ein Schlüssel für die Bewältigung etlicher Herausforderung in Gegenwart und Zukunft. Gerade die regionale Weiterbildung bietet einige Vorteile, die wir im Beitrag #123 thematisiert haben. Wir kommen auf neun Aspekte.
Vorzüge regionaler Weiterbildung
1. Anpassung an den lokalen Arbeitsmarkt
2. Netzwerken leicht gemacht
3. Zeit- und Kostenersparnis
4. Fördermöglichkeiten
5. Wirtschaftliche Unterstützung vor Ort
6. Gemeinschaftlicher Austausch
7. Praktische Vorteile durch lokale Vernetzung
8. Individuelle Betreuung
9. Stärkung des Gemeinschaftsgefühls

4. Gesundheit und Resilienz im Betrieb

Neu im Jahr 2024 war auch das BGM-Forum Südniedersachsen. Vor dem Hintergrund des Fach- und Arbeitskräftemangels gewinnt die Gesundheitsförderung und Prävention für Arbeitgeber zunehmend an Bedeutung. Zugleich befindet sich das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) an vielen Stellen noch in den Anfängen oder aber erreicht die Zielgruppen nicht adäquat. Hier setzt das BGM-Forum Südniedersachsen an, das GWG – Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen mbH, WRG – Wirtschaftsförderung Region Göttingen GmbH, die Göttinger Geschäftsstelle der IHK Hannover, Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen und SüdniedersachsenStiftung am 11. Juni erstmals im StartRaum Göttingen ausgerichtet haben. Lesen Sie mehr zum neuen Veranstaltungsformat für Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch zu gesundheitsförderlichen Themen im Betrieb in Beitrag #112.

Unter dem Leitgedanken „Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz“ bot das vielfältige Programm des 2. BGM-Forums Südniedersachsen den Teilnehmenden zum Jahresende 2024 spannende Fachbeiträge, praxisorientierte Workshops und einen intensiven Erfahrungsaustausch – lesen Sie dazu gern mehr in unserem vorhergehenden Beitrag #139.

Die großen Megathemen rund um den Fachkräftemangel

1. Demografischer Wandel: Der demografische Wandel bleibt eine der zentralen Herausforderungen. Mit einer alternden Gesellschaft schrumpft das Arbeitskräftepotenzial. Dies macht es umso wichtiger, junge Menschen zu fördern und ältere Mitarbeitende durch Umschulungen und flexible Arbeitsmodelle länger im Erwerbsleben zu halten.

2. Digitalisierung und Automatisierung: Die fortschreitende Digitalisierung verändert Berufsbilder und erfordert neue Kompetenzen. Gleichzeitig bietet sie Chancen, Prozesse effizienter zu gestalten und den Fachkräftemangel durch Automatisierung zu entschärfen. Unternehmen müssen jedoch sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden über die notwendigen digitalen Fähigkeiten verfügen.

3. Arbeitszeitmodelle und Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Flexible Arbeitszeitmodelle, wie etwa Teilzeitoptionen, Homeoffice und Vier-Tage-Wochen, gewinnen an Bedeutung. Sie tragen nicht nur zur Steigerung der Attraktivität von Arbeitsplätzen bei, sondern helfen auch, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern und neue Zielgruppen anzusprechen.

4. Internationale Fachkräfte und Migration: Die gezielte Anwerbung und Integration internationaler Fachkräfte ist ein Schlüssel zur Lösung des Fachkräftemangels. Dafür sind effiziente Anerkennungsverfahren für ausländische Qualifikationen, kulturelle Sensibilisierung und Sprachförderung entscheidend.

5. Bildung und lebenslanges Lernen: Ein stärkerer Fokus auf Bildung, von der frühkindlichen Förderung bis hin zur beruflichen Weiterbildung, ist essenziell. Lebenslanges Lernen wird zur Norm, um mit den sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes Schritt zu halten.

Bilanz zum Jahresrückblick 2024

Die Fachkräftegewinnung und -sicherung bleibt eine der zentralen Aufgaben für Unternehmen in unserer Region. Mit den in 2024 erzielten Fortschritten haben wir eine solide Basis geschaffen. Das regionale Standortmarketing soll weiter Lücken in 2025 füllen. Darüber hinaus gilt es, die bisherigen Fortschritte weiter auszubauen und neue Möglichkeiten zu nutzen. Gemeinsam können wir eine starke wirtschaftliche Zukunft gestalten – für Unternehmen, Mitarbeitende und die Region insgesamt. Wir freuen uns auf ein erfolgreiches Jahr 2025 und danken allen, die mit ihrem Engagement zu den bisherigen Erfolgen beigetragen haben! Vor dem Hintergrund der großen Trends ist eines ganz klar: es gibt noch genügend Handlungsbedarf, auch in 2025.

Ansprechpartner:

Dr. Benjamin W. Schulze
Bereichsleiter Fachkräfte und Willkommenskultur
T. 0551/270713-43
mailen

Anfrage