Rund 30 Personen waren zum Austausch der Wasserstoff-Allianz Südniedersachsen im Niedersächsischen Landtag zusammengekommen – darunter der Niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (7.v.li.). Foto: SüdniedersachsenStiftung

dniedersachsen. „Bei der Transformation der Wirtschaft und damit verbunden auch unserer Energieversorgung wird auch Südniedersachsen eine gewichtige Rolle spielen. Nicht zuletzt ist die Salzgitter AG ein enorm großer Bedarfsträger“ – das gab der Niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies Mitgliedern und Partnern der Wasserstoff-Allianz Südniedersachsen (H2AS) am 4. Mai mit auf den Weg. Zudem attestierte er der Region großes Potenzial bei der Herstellung und Nutzung von grünem Wasserstoff. „Deshalb ist es außerordentlich wichtig, dass die Region bei den laufenden Planungen für ein deutsches Wasserstoffnetz von der Bundesregierung voll mit einbezogen wird. Weiße Flecken können wir uns hier nicht leisten.“

Anlass war eine Veranstaltung im Niedersächsischen Landtag, die die H2AS der SüdniedersachsenStiftung gemeinsam mit den Abgeordneten Marie Kollenrott (Grüne) und Gerd Hujahn (SPD) organisiert hatte. Neben Lies nahmen auch die Staatssekretär:innen Anka Dobslaw aus dem Umweltministerium und Prof. Dr. Joachim Schachtner aus dem Wissenschaftsministerium, zahlreiche südniedersächsische Abgeordnete von SPD, Grünen und CDU und Göttingens Erste Kreisrätin Doreen Fragel an dem Treffen teil.

Unterstützung von Land und Bund

„Grüner Wasserstoff wird eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung spielen“, betonte der Vorstandsvorsitzende der SüdniedersachsenStiftung, Dr. Jochen Kuhl, „um Südniedersachsen in diesem Bereich zukunftsfähig aufzustellen, brauchen wir die Unterstützung von Land und Bund.“ Aktuelle Bedarfe und künftige Lösungsansätze zeigte er an fünf Projekten in den Landkreisen Göttingen, Goslar, Holzminden und Northeim auf.

„Wir werden uns fraktionsübergreifend dafür einsetzen, dass Südniedersachsen beim Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur und der Vergabe von Projektförderung ausreichend berücksichtigt wird“, betonte der SPD-Abgeordnete Gerd Hujahn. Marie Kollenrott, Abgeordnete der Grünen, gab einen Überblick über die Wasserstoff-Planungen der Landesregierung sowie die Eckpunkte der Nationalen Wasserstoffstrategie. Ihr Fazit: „Südniedersachsen wird bislang unzureichend als Wasserstoffregion wahrgenommen. Es ist daher umso wichtiger, dass Politik und Wirtschaft ihre Kräfte bündeln, um die Energiewende in der Region erfolgreich zu gestalten. Mit der SüdniedersachsenStiftung haben wir dafür den richtigen Partner.“

In welchem Spannungsfeld sich energieintensive Unternehmen zwischen Dekarbonisierung auf der einen und Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sowie der Arbeitsplätze auf der anderen Seite befinden, zeigten Standortleiterin Juliane Saupe und Geschäftsführer Stephan Broske anhand der H.C. Starck Tungsten GmbH auf. Das Chemieunternehmen will den Standort Goslar CO2-neutral aufstellen. Das bedeutet die Vermeidung bis zu 40.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Wasserstoff soll hier als technisches Gas sowie als Ersatz für Erdgas und Heizöl zum Einsatz kommen – was bei den derzeitigen Preisen nicht umsetzbar sei.

Überregional denken und handeln

Zudem stellte H2AS-Projektleiter Dr. Peter Oswald ein Projekt vor, das die effektive Nutzung regenerativer Energien durch nachfragegesteuerte Stromproduktion vorsieht. Wasserstoff fungiert hier als Langzeitspeicher – ergänzend zu Akkumulatoren als Kurzzeitspeicher. Die Skizze für eine dreijährige Projektförderung hat die SüdniedersachsenStiftung gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eingereicht. „Wenn sich das Vorhaben als technisch und wirtschaftlich tragfähig erweist, könnte das Konzept weit über die Region hinaus Anwendung finden“, betonte Oswald.

Ein weiteres regionales Leuchtturm-Projekt präsentierte Michael Starp, Leiter Energiedienstleistungen bei der Harz Energie GmbH & Co. KG. Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft sowie lokalen Landeigentümern plant der Energieversorger einen Energiepark im Nordharz, der zunächst rund 420 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren soll. Dabei sollen Böden, die aufgrund der der 1000-jährigen Metallverarbeitung in der Region landwirtschaftlich wertlos sind, für die Energieversorgung der Wasserstoffproduktion genutzt werden.

Während für Verbraucher vor allem hohe Kosten ein Hemmnis darstellen, verwiesen die Betreiber unter anderem auf fehlende Investitionssicherheit und mitunter schleppende Genehmigungsverfahren auf kommunaler Ebene. „Wir sind sehr dankbar für den produktiven Austausch und das offene Ohr der Landesregierung“, betonte Dr. Jochen Kuhl. Dies sei umso wichtiger, da Einzelaktionen bei solch einem großen infrastrukturellen Thema nicht erfolgversprechend seien. Stattdessen müsse man hier regional und teils auch überregional denken und handeln. Er kündigte an: „Wir werden die aufschlussreichen Impulse aus Politik und Wirtschaft aufgreifen, um die Projektideen auf dem Weg zur Umsetzung bestmöglich zu unterstützen.“

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