Im Mittelpunkt der Konferenz stand die Vorstellung der Projekte des Fachkräftebündnisses. Sie wurden vor etwa einem Jahr initiiert und umfassen ein Fördervolumen von rund 600.000 Euro. Der Großteil befindet sich aktuell in der Antragsstellung, andere – wie das Projekt zur Gewinnung spanischer Fachkräfte „Adelante! 2020“ – sind bereits gestartet. Außerdem stellten Studierende der HAWK ihr Projekt „Betriebliche Weiterbildung als Instrument der Fachkräftesicherung im Landkreis Northeim“ vor.
„Unternehmen in der Region müssen sich öffnen“
Der Tenor der Referierenden lautete: Die Unternehmen in der Region müssen sich öffnen. Sowohl bezüglich ihrer Ausschreibungsprofile, als auch mit Blick auf die Ansprüche an Auszubildende und Fachkräfte. Mitarbeitende aus dem Ausland seien eine Chance für die Betriebe, das Fachkräfteproblem in Niedersachsen anzugehen, so Torsten Temmeyer, der bei der IHK Hannover das Projekt „Adelante! 2020“ betreut. Das Projekt akquiriert nicht nur in Spanien ausgebildete junge Erwachsene, die Betreuung geht weit darüber hinaus. Im Rahmen einer zwölfmonatigen Qualifizierung in südniedersächsischen Betrieben werden unter anderem Sprachkurse vermittelt und Exkursionen organisiert. Zudem besteht in den Unternehmen jederzeit die Möglichkeit, Gespräche zu führen, um die Stärken und Schwächen zu evaluieren. Bevor das Projekt in die nächste Runde startet, wird es eine sogenannte Bewerberbörse geben. Dort können sich Unternehmen und Bewerbende kennenlernen, um durch den direkten Kontakt Hemmschwellen und Vorbehalte abbauen zu können.
Fehlende Fachkräfte seien aber nicht das einzige Problem für die Unternehmen in der Region, bemerkte Detlef Schrader von der Wirtschafts- und Projektförderung des Landkreises Nort-heim mit Blick auf das HAWK-Projekt. Vor allem zu wenig Zeit und zu geringe Mitarbeiterres-sourcen seien dafür verantwortlich, dass Unternehmen zu wenig in Weiterbildungsmaß-nahmen investierten.
Aus diesem Grund appellierte unter anderem Tobias Broda, Bereichsleiter Arbeitsvermittlung der Agentur für Arbeit Göttingen, an die Personalabteilungen, sich über die vorhandenen Förderprogramme zu informieren und die Angestellten – mit besonderem Blick auf die voranschreitende Digitalisierung – entsprechend fortzubilden. Dies sei auch wichtig, damit sich Südniedersachsen als Region positionieren und anschlussfähig bleiben kann, so Rico Krieger, der das Projekt „Regionales Fachkräftemarketing für Südniedersachsen“ der SüdniedersachsenStiftung präsentierte. Der Fachkräftemangel betreffe nicht mehr ausschließlich etablierte Unternehmen, sondern sei mittlerweile sogar in der Gründerszene angekommen. Besonders der IT-Bereich habe mit vielen unbesetzten Stellen zu kämpfen.
Schlechtes Image der IT-Branche?
Als Gründe nannte Renate Sydow, die das Projekt „IT macht Schule – Innovationstransfer Südniedersachsen“ vorstellte, die Unbekanntheit vieler IT-Berufe und ihr oftmals schlechtes Image. Lehrende in der Berufsorientierung seien oftmals unzureichend über die beruflichen Möglichkeiten in dieser Branche informiert, sodass junge Auszubildende erst gar nicht darauf aufmerksam gemacht würden.
Maria Eiselt von der IHK Hannover ergänzte, dass auch Ausbildende gut geschult werden müssten. Hier setze das IHK-Projekt „Unternehmensnetzwerke“ an. Dies bietet neben unter anderem verschiedene Informationsveranstaltungen vom Azubi-Onboarding-Prozess bis zur Ausbildungsplanung an.
Zum Abschluss der Veranstaltung lud Nora Schodder, als Leiterin des Fachkräftebündnisses Südniedersachsen und Moderatorin der Veranstaltung, die Teilnehmenden zur 19. Fachkräftekonferenz am 26. März 2020 ein.