Blick ins Plenum. Foto: Christoph Mischke

Göttingen. Am 28. Mai 2019 konnte die SüdniedersachsenStiftung rund 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung zur ersten Südniedersachsenkonferenz im Tagungs- und Veranstaltungshaus „Alte Mensa“ willkommen heißen.

Direkt im Anschluss an die offizielle Eröffnung durch den Niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, Dr. Bernd Althusmann, erfolgte der Einstieg in das Thema Regionalmarketing als erster inhaltlicher Schwerpunkt des Tages: Im Rahmen eines Impulsvortrages erläuterte die Leiterin Regionalmarketing der Südwestfalenagentur, Marie Ting, anhand des Best-Practice-Beispiels „Südwestfalen – Alles Echt!“ Faktoren für den nachhaltigen Erfolg und Möglichkeiten für die Organisation von Regionalmarketing-Initiativen. Anschließend vertiefte ein Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese neu gewonnenen Erkenntnisse an der Themeninsel „Fachkräftemarketing“, während an vier weiteren Themeninseln gemeinsam Lösungsansätze und Ideen zu den Schwerpunktthemen „Digitalisierung“, „Innovation“ und „Gründung“ – sowie an einer „offenen Themeninsel“ zu selbst eingebrachten Aspekten – erarbeitet und ausgetauscht wurden.
 
 
FACHKRÄFTEMARKETING
Teilnehmende: 61 (34 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft)
Moderation: Bernd Fritz-Kolle (teneo Organisationsberatung)

Bestimmendes Thema in der Themeninsel war die Darstellung der Region nach innen und außen, die aus Sicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den Marketingprozess zur Fachkräftegewinnung zu professionalisieren und zu vereinheitlichen ist. Deutlich wurde, dass in der Region zwar zahlreiche, hochwertige Bestandteile eines solchen Prozesses vorhanden sind, es diesen jeweils allein jedoch an Durchschlagskraft bzw. Reichweite mangelt. Zur Zusammenführung der Bestandteile messen die Anwesenden einer vorangehenden umfassenden Strategieentwicklung unter Einbezug sämtlicher relevanter Akteure aus der Region besondere Bedeutung bei. Zudem verwiesen sie auf die Notwendigkeit einer angemessenen finanziellen Ausstattung gemeinsamer Marketingaktivitäten.

Die stärkere Vernetzung regionaler Akteure spielte auch über die konzertierte Marketing-Initiative hinaus eine zentrale Rolle: Im Fokus stand vor allem die Zusammenarbeit von Unternehmen und die Kooperation von Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, um die Region attraktiver für Fachkräfte zu machen.
 
 
GRÜNDUNG
Teilnehmende: 33 (20 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft)
Moderation: Wolfgang König (Managerberater | Consulting | Coaching)

In der Themeninsel standen ebenfalls der Netzwerkgedanke und die Bündelung bestehender Kapazitäten an vorderster Stelle: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten vor allem eine bedarfsgerechte Abstimmung des Beratungs- und Mentoringangebots bzw. eine zentrale Anlaufstelle für Gründungsinteressierte.

Des Weiteren zielte die Diskussion stark auf den fortschreitenden Ausbau des Gründungs-Ökosystems ab: So konstatierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwar ein großes Potenzial der Region für innovative und erfolgreiche Ausgründungen, sehen zu dessen Hebung allerdings erheblichen Nachholbedarf in Fragen der Finanzierung und Förderung von Start-ups sowie der Sensibilisierung für das Thema „Gründen“ sowohl in den Hochschulen als auch in den Unternehmen.
 
 
INNOVATION
Teilnehmende: 32 (21 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft)
Moderation: Jonas Brunnert (innoki Design Thinking und Innovationsberatung)

Innovation ist Gemeinschaftsaufgabe – diese Botschaft geht aus der Themeninsel hervor. Eine intensivere regionale Zusammenarbeit und die stärkere Nutzung vorhandener Netzwerkstrukturen sehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Voraussetzung, um das Know-how sinnvoll zu bündeln, hochkarätige Veranstaltungen anzubieten und so die Innovationsdynamik in der Region zu erhöhen. Sie sprechen sich für thematisch präzise Veranstaltungen aus, die eine genaue Zielgruppe aus Wissenschaft und Wirtschaft adressieren und zu inhaltlich abgestimmten Fragestellungen zusammenholen.

Großen Raum nahm auch eine Veränderung der Mentalität ein: Die Anwesenden forderten, Innovationskultur zu leben und zu fördern anstatt Angst vor Veränderungen zu haben. Scheitern sollte nicht als Makel oder Hemmnis begriffen, sondern als eine mögliche Folge innovativen Handelns akzeptiert werden.

Die Fachkräftegewinnung und das dafür notwendige Fachkräftemarketing waren ebenfalls wiederkehrende Punkte. Innovation muss damit sichtbaren Raum einnehmen, um für die Fachkräftegewinnung nutzbar zu sein.
 
 
DIGITALISIERUNG
Teilnehmende: 34 (19 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft)
Moderation: Andrea Stöber (teneo Organisationsberatung)

In der Themeninsel ist deutlich geworden, dass ein Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer weder sich selbst noch die jeweilige Institution ausreichend für die Herausforderungen der Digitalisierung gewappnet sieht. Als Lösungsansätze wurden insbesondere ein auf Digitalisierungsprozesse ausgerichtetes Change- und Prozessmanagement sowie Weiter-/Fortbildungen und Pilotprojekte diskutiert.

Als ebenso wichtig erachten die Anwesenden eine klare interne Kommunikation, in der sowohl die Ziele als auch die Vorteile von Digitalisierungsprozessen deutlich benannt werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sahen eine zentrale Bündelung von Ressourcen und Informationen als nützlich an, um die Digitalisierung in der Region vorantreiben zu können.
 
 
OFFENE THEMENINSEL
Teilnehmende: 10
Moderation: Katja Hennemuth (teneo Organisationsberatung)

In der Offenen Themeninsel wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Punkte diskutiert. Großen Raum nahmen dabei vor allem die verstärkte (institutionelle) Zusammenarbeit der Gemeinden und Landkreise innerhalb Südniedersachsens und interregionale Kooperationen auf Bundes- und EU-Ebene sowie weltweit ein. Neben einem gemeinsamen Regionalmarketing machten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine südniedersachsenweite Bestandsaufnahme, die Erarbeitung einer Entwicklungsphilosophie und -strategie sowie deren anschließende Umsetzung als Ziel aus. In diesem Zusammenhang fielen unter anderem die Schlagworte „Agenda Südniedersachsen 2030“ und „Regionalparlament“.

Darüber hinaus beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgiebig mit dem Ausbau und der effizienten Gestaltung des Öffentlichen Personennahverkehrs und der besseren Anbindung der ländlichen Teilregionen an die Mittel- und Oberzentren.
 
 
Weitere Vorgehensweise

Der regionale Strategieprozess, den die SüdniedersachsenStiftung mit der ersten Südniedersachsenkonferenz angestoßen hat, soll in einem „Südniedersachsenprogramm 2.0“ münden. Diese Regionalstrategie wird die SüdniedersachsenStiftung unterstützt vom Land Niedersachsen und dem Amt für Regionale Landesentwicklung Braunschweig (ArL) bis März 2020 erarbeiten. Die Auswertung der Diskussionsinhalte und -ergebnisse aus der Konferenz werden einen zentralen Bestandteil der Strategieinhalte darstellen. Darüber hinaus wird es in den kommenden Monaten verschiedene Workshops zur weiteren Vertiefung einzelner Aspekte und Schwerpunktthemen geben, in deren Rahmen verschiedene Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung weiteren Input in den Prozess einbringen.