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#33 Onboarding – Best Practice bei Obermann Logistik

veröffentlicht am 29.06.2022; Autorin: Susanne Spellerberg

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Längst geht es nicht mehr nur um Fachkräftemangel, der RecruiterInnen Sorgen bereitet. Vom Mangel an Arbeitskräften ist der gesamte Arbeitsmarkt betroffen. Um offene Stellen zu besetzen, braucht es häufig besondere Strategien der Mitarbeiterwerbung und -bindung. In vielen Branchen helfen sich PersonalerInnen damit, Arbeitskräfte für ihre deutschen Niederlassungen im Ausland anzuwerben. Doch mit der Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag allein ist es nicht getan. Hier sind besondere Strategien zur Integration gefragt, die das Ankommen der internationalen ArbeitnehmerInnen im Betrieb wie auch in Deutschland erleichtern und langfristig für ein harmonisches Miteinander im Unternehmen sorgen.

In unserem Artikel Onboarding ist wichtiger Standard konnten Sie bereits lesen, welche Maßnahmen eine erfolgreiche Integration ausländischer Fachkräfte in Ihr Unternehmen versprechen. Wir haben beim TOPAS-Unternehmen Obermann Logistik GmbH mit Sitz in Osterode nachgefragt, welche Strategien und Maßnahmen in dem mittelständischen Betrieb dazu führen, dass sich Neuankömmlinge mit ausländischen Wurzeln schnell integrieren und ein harmonisches Miteinander von Einheimischen und Zugereisten gelingt.

Zahlen. Daten. Fakten

Liebe Frau Faller, wir freuen uns sehr, dass Sie uns auf die Reise in Ihr Unternehmen mitnehmen. Ein paar Daten und Fakten zuerst. Wie viele Mitarbeitende haben Sie insgesamt, wie viele konnten Sie (ggf. Zeitraum eingrenzen) bereits anwerben und um welche Nationalitäten handelt es sich dabei (EU/nicht EU)?

Wir beschäftigen in der Obermann Unternehmensgruppe ca. 350 Mitarbeitende. Davon sind 160 im Bereich Logistik, 120 im Bereich Spedition und 70 bei den Nutzfahrzeugen angestellt. Rundweg 12 % unserer Mitarbeitenden aller Unternehmensbereiche stammen aus allen möglichen EU- und nicht EU-Ländern. Der Anteil ausländischer Fachkräfte im Speditionsbereich ist mit 10 % am höchsten. In der Logistik liegt der Anteil nur noch bei rund 2 % und im Bereich Nutzfahrzeuge liegt er deutlich unter 1 %. Bei der Suche nach LKW-Fahrpersonal fokussieren wir uns hauptsächlich auf die osteuropäischen Länder wie Polen, Serbien und Rumänien. In den letzten fünf Jahren haben wir dadurch den Anteil ausländischer Mitarbeitenden im Bereich Spedition etwa verdreifacht und so dem Fachkräftemangel gut entgegenwirken können. Unsere Erfahrungen der letzten Jahre in dem Bereich „Fahrer-Recruiting“ wollen wir uns nun auch bei der Suche und Integration von Lagerpersonal zu Nutze machen.

Recruiting

Mit welchen Maßnahmen gelingt es Ihnen, Arbeitskräfte aus dem Ausland für Ihr Unternehmen zu gewinnen?

Das Recruiting ist eines unserer absoluten Spezialgebiete. Wir agieren sehr modern und arbeiten viel mit Social-Media-Kanälen, wie z.B. Facebook, Instagram, TikTok oder auch YouTube. Wir schalten dort unsere Stellen in der jeweiligen Landesprache und posten viele ansprechende Videos und Bilder, die wir selbst erstellen und bearbeiten. Dazu nutzen wir Multi-Posting-Portale und halten immer wieder Ausschau nach neuen Stellenportalen mit Potenzial. Um das alles aber zu ermöglichen, haben wir Mitarbeitende eingestellt, die sowohl die Landesprache als auch Deutsch sprechen sowie die Mentalität der jeweiligen Länder gut kennen. So können wir individuell auf jeden neuen Bewerber, jede neue Bewerberin eingehen und Fragen im Recruitingprozess problemlos beantworten.

Preboarding

Nach der Unterschrift des Arbeitsvertrages. Wie geht es weiter? Wie unterstützen Sie die Neuankömmlinge bei Ihren ersten Schritten in Deutschland?

Auch nach der Unterschrift sind unsere mehrsprachigen Mitarbeitenden mit im Boot und unterstützten bei der Integration. Sie kümmern sich wenn notwendig um ein deutsches Konto, die Krankenversicherung, ein Visum oder eine Arbeitserlaubnis und geben auch Sprachkurse. Ebenfalls werden die „Neuen“ bei Behördengängen unterstützt. Darüber hinaus bieten wir die Unterbringung in unserer Gemeinschaftsunterkunft, die wir „Hotel“ nennen, an. Das kann man sich wie eine große WG vorstellen, in der jeder sein eigenes Zimmer hat, Toiletten und Duschen sowie die Küche werden aber mit allen anderen geteilt. Es stehen darüber hinaus auch Gemeinschaftsräume für gemütliches Beisammensein, zum Wäscheaufhängen sowie ein Raum für Sportgeräte zur Verfügung. Falls die Mitarbeitenden einen festen Wohnsitz in Deutschland anstreben, unterstützen wir sie gerne bei der Wohnungssuche. Soweit es die Personalplanung zulässt, berücksichtigen wir Termine für Familienheimfahrten oder ermöglichen, dass Familienangehörige zu Besuch kommen können.

Für alle jene Unternehmen sowie Privatpersonen, die keine eigenen Strukturen vorhalten können oder wollen, ist das Welcome Centre für die Region Südniedersachsen die erste Anlaufstation für neue Fach- und Führungskräfte. Die drei Beraterinnen bei der SüdniedersachsenStiftung (Kontakt) begleiten, informieren und unterstützen Unternehmen und Zuziehende aus dem In- und Ausland bei allen Fragen sowie Formalitäten rund um Ankunft und Aufenthalt in der Region.

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Onboarding

Wie erleichtern Sie den Einstieg internationaler Arbeitskräfte in Ihre Unternehmensstrukturen?

Wir bieten den MitarbeiterInnen eine intensive Einarbeitung: E-Learning via Spedifort in Landessprache sowie die Möglichkeit die digitalen Arbeitsmittel wie z.B. das Tablet im LKW in Landessprache zu benutzen. Für alle Arbeitsvorgänge, Informationen an MitarbeiterInnen und Schulungen besitzen wir die jeweiligen Übersetzungen in der Landessprache. So garantieren wir, dass die MitarbeiterInnen gut im Unternehmen ankommen und sich gut zurechtfinden. Für die ersten Arbeitstage stellen wir zusätzlich einen persönlichen Paten, der bei Fragen zur Verfügung steht, an die Seite der neuen Mitarbeitenden. Außerdem erhalten unsere neuen Mitarbeitenden in regelmäßigen Abständen Feedbackgespräche, die ihnen dabei helfen sollen, im Unternehmen anzukommen und selbst Fragen zu stellen. Damit auch alle anderen im Unternehmen mit den neuen Kolleginnen und Kollegen sprechen können, haben wir ein professionelles Übersetzungsgerät angeschafft, welches uns beim Dolmetschen hilft. Und, wenn alle Stricke reißen, verständigen wir uns mit Händen und Füßen 😉.

Gelungene Integration.

Die Vielfalt verschiedener Kulturen im Unternehmen unter einen Hut zu bringen, ist sicherlich eine Herausforderung. Wie gelingt es Ihnen bei der bestehenden Belegschaft für eine Willkommenskultur zu sorgen?

Für unser Team bieten wir Feste für MitarbeiterInnen und Familienfeste an. Da hätten wir unter anderem unseren Tag der offenen Tür, Grillfeste oder Events wie das Drachenbootrennen, um das Miteinander zu stärken und um sich gegenseitig besser kennen zu lernen. Hier bringen wir alle Mitarbeitenden egal welcher Herkunft, welchen Geschlechts oder welchen Alters zusammen.

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Unterschiedliche Kulturen bergen schnell die Gefahr von Missverständnissen. Wie gelingt es Ihnen, die unterschiedlichen Nationalitäten zu einen?

Bisher können wir keine Missverständnisse aufgrund unterschiedlicher Nationalitäten feststellen. Das liegt offenbar daran, dass wir alle sehr familiär miteinander umgehen und Jeder und Jede mit offenen Armen empfangen wird. Unsere Arbeitgeber-Werteversprechen und Kommunikationsleitlinien, die wir ebenfalls in die verschiedenen Landessprachen übersetzen, helfen uns dabei, für einen respektvollen Umgang zu sorgen.

Liebe Frau Faller, ganz herzlichen Dank für Ihre Einblicke zum gelungenen Onboarding von ArbeitnehmerInnen aus dem Ausland und die Entwicklung einer gemeinsamen Unternehmenskultur.

Ansprechpartnerin:

Susanne Spellerberg
Projektleiterin TOPAS
T. 0551/270713-32
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