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#30 Zukunftspläne statt Zukunftsleere – Berufsorientierung!

 

veröffentlicht am 09.06.2022; Autorinnen: Susanne Spellerberg und Anna Sonnenberg

Farbenkasten

elchen Beruf möchte ich ausüben? Für junge Menschen ist die Frage heute besonders kniffelig. Die Entscheidung ist deshalb schwer, weil es für SchülerInnen eine unüberschaubar große Vielfalt an Ausbildungsberufen und Studiengängen gibt. Und: Wenn es gelungen ist, einen Beruf ins Auge zu fassen, stellt sich vielen die Frage, ob der Berufswunsch zu den eigenen Fähigkeiten passt und wie sich die Tätigkeiten im Job tatsächlich gestalten. Ein Dilemma.

Eine Vernetzung von SchülerInnen mit Unternehmen hilft hierbei ungemein, um erste praktische Einblicke in den beruflichen Alltag zu geben. Unser Projekt „IT macht Schule 2.0“ liefert hier einen praxisorientierten Beitrag zur beruflichen Orientierung an Schulen. Dies gelingt maßgeblich durch die Beteiligung regionaler Unternehmen. Einblicke in den beruflichen Alltag liefern dabei insbesondere Auszubildende der Kooperationsunternehmen, in dem sie beispielsweise in 90-minütigen Online-Veranstaltungen über ihren Weg und die Arbeitswelt und ihre aktuellen Tätigkeiten und die Einbindung ins Team berichten. Nicht zuletzt tragen die Unternehmen damit zur langfristigen Fachkräftesicherung bei und begeistern frühzeitig potenzielle Nachwuchskräfte für technische Berufe!

Schule als Schnittstelle nutzen

Die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt ist traditionell auch eine Aufgabe von Schulen. Mit der „Empfehlung zur Beruflichen Orientierung an Schulen“ (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 07.12.2017) wurden eine curricular verankerte und individuelle Berufliche Orientierung in allen Bildungsgängen der Sekundarstufe I und II festlegt. Und trotzdem bleibt die Berufswahlentscheidung für junge SchülerInnen eine schwierige. Begründen lässt sich das einerseits mit der enormen Vielfalt an Berufen sowie andererseits durch die immer wieder auftretende Divergenz zwischen den schulisch erlernten Inhalten und den benötigten Kompetenzen in der Berufswelt. Jugendliche müssen entsprechend gut auf die Erwachsenenwelt insbesondere auf das Arbeitsleben vorbereitet werden. Die Einbindung in den Schulbetrieb verschafft SchülerInnen die Möglichkeit Interessen und Fähigkeiten für ihre berufliche Laufbahn herauszufinden. Der Unterricht erfolgt entweder in einem eigenen Unterrichtsfach („Arbeitslehre“) oder als Gegenstand anderer Fächer. Insbesondere Schulpraktika ermöglichen exemplarische Einblicke in die Arbeitswelt und tragen zur Orientierung der SchülerInnen bei der Berufswahlentscheidung bei. Damit eröffnen sich neue Lebensperspektiven und Qualifizierungspotenziale. Die Verknüpfung von Schule und Arbeitswelt verhilft dabei einen koordinierten und erfolgreichen Übergang zu gestalten, entweder in eine Ausbildung oder in eine qualifizierende Tätigkeit.

Take the chance – Schulen nutzen Chancen

Schulen unterstützen Jugendliche in dieser sensiblen Lebensphase dabei, ihren beruflichen Orientierungsprozess aufzunehmen und ihre Faszination für unterschiedliche Bereiche in der Berufswelt zu finden. Mit ihrem Berufsorientierungskonzept gestalten Schulen den beruflichen Findungsprozess ihrer SchülerInnen mithilfe von Informationen über unterschiedliche Berufe und praxisorientierte Einblicke maßgeblich mit. Insbesondere durch die zum Teil mehrwöchigen Praktika in diversen Unternehmen können die SchülerInnen praxisnahe Einblicke bekommen. Dies trägt dazu bei, dass die Jugendlichen ihre Berufswahl aufgrund einer realistischeren Einschätzung treffen können. Das Besondere am Berufsorientierungsprogramm ist die realitätsnahe Praxiserfahrung in einer neuen Lernumgebung für die jungen Menschen. Lehrkräfte entdecken neue Stärken an ihren SchülerInnen. Dies eröffnet neue wertvolle Motivationsquellen für den Unterricht. Für LehrerInnen bringt das Berufsorientierungsprogramm neue Einblicke in das breite Spektrum der Ausbildungsberufe. Es bietet so Anregungen zur Gestaltung eines Unterrichts, der Bezüge zum realen Berufsleben zieht.

Geschlechterstereotype aufbrechen – Neues entdecken!

Geschlechterbezogene Benachteiligung und Einschränkungen in der Arbeitswelt sind kein Randphänomen. Denn die Berufswahl junger Menschen wird weiterhin in hohem Maße durch Geschlechterstereotype beeinflusst. Das verringert die Chancen, einen den individuellen Fähigkeiten und Neigungen entsprechenden Beruf zu ergreifen und darin erfolgreich zu sein. Im Zuge des schulischen Berufsorientierungsprogramms sollten Kinder und Jugendliche zentralisiert befähigt werden, Geschlechterstereotypen zu erkennen, zu reflektierten und davon ausgehend selbstbestimmte und selbstbewusste Entscheidungen zu treffen. Neben dieser kritischen (Selbst-) Reflexion bietet es sich im Rahmen der Beruflichen Orientierung an, auch Vorbilder – vorzugsweise in Kooperation mit außerschulischen Personen und Institutionen – einzubeziehen, die einen ‚geschlechtsuntypischen‘ Beruf gewählt haben und erfolgreich ausführen. Die persönliche Interaktion zwischen Vorbildern und SchülerInnen schafft für die jungen Menschen Inspiration, um über sich selbst hinaus zu wachsen und einen individuellen Weg in die Berufswelt zu gehen. Als explizite Strategien für einen geschlechterbezogenen Einblick in den Ausbildungs- und Berufsmarkt erfährt der Zukunftstag (ehemals Girls-/Boys-Day) große Bedeutung. Auch die Laufbahnberatung spielt eine wichtige Rolle, denn junge Menschen streben durch ihre Fächerwahl oft schon recht früh mit dem Geschlecht assoziierte Berufswelten an. Hier können Schulen durch eine geschlechtersensible, die individuellen Potenziale berücksichtigende Beratung auf eine Erweiterung des Berufswahlspektrums hinwirken. Nicht nur die Berufswahl, sondern weitere wichtige Lebensentscheidungen, zum Beispiel hinsichtlich Karriere und Verteilung von Erwerbs- und Familienaufgaben, werden nach wie vor von Geschlechterrollen beeinflusst. Dabei ist es auch hier nicht das Ziel, bestimmte Lebensentwürfe vorzugeben, sondern reflektierte, selbstbestimmte und selbstbewusste Entscheidungen zu ermöglichen – auch mit Blick auf deren langfristige Wirkungen.

Win. Win. Mitmachen lohnt sich

Bedingt durch den Fachkräftemangel gerade auch in IT-Berufen gehen viele Firmen eine extra Meile. Denn: Den HR-Verantwortlichen ist bewusst, dass sie ihren Fachkräftebedarf nicht allein durch Rekrutierung am Arbeitsmarkt decken können. Vielmehr müssen sie ihre Fachkräfte von morgen verstärkt selbst ausbilden und dann auch im Unternehmen halten. Um sich vom unübersichtlichen Dschungel des Ausbildungsplatzangebotes abzuheben und das eigene Unternehmen in den Fokus zu rücken, geben „IT macht Schule“-Kooperationsunternehmen SchülerInnen in Online-Schulveranstaltungen im Rahmen der beruflichen Orientierung Einblicke in ihre Arbeitswelt, die Ausbildung und das betriebliche Miteinander. Eine Win-Win-Situation für alle. Auch wenn sich nicht alle SchülerInnen für eine Ausbildung in diesem Unternehmen entscheiden – sie gewinnen interessante Einblicke, behalten die Unternehmen oder die Ausbildungsgänge im Kopf und empfehlen diese an andere weiter.

Interessierte Unternehmen können sich auf der Webseite der SüdniedersachsenStiftung (www.itms-sns.de) weiter über das Projekt informieren oder sich direkt mit Susanne Spellerberg in Verbindung setzen. Bleiben Sie gespannt und freuen sich auf unsere nächsten Artikel.

Ansprechpartnerin:

Ulrike Streicher
Projektmitarbeiterin IT macht Schule 2.0

T. 0151/42062578
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